Das Fahrzeuge
mehr Energie
benötigen, wenn sie schnell fahren, steht ausser Frage. Es werden die Unfallstatistiken ins Feld geführt oder der aktuelle Krieg in der Ukraine, um ein Tempolimit einzuführen. Beides erreicht die
relevanten Zielgruppen
kaum, um eine wirkliche Veränderung in Richtung Klimawandel zu erzeugen. Verbote und Beschränkungen werden in Deutschland kaum zum notwendigen Wandel führen. Anreize sind hier zielführender und überzeugender.
Die Klientel der Verkehrsteilnehmer, die über 130 km/h pro Stunde fahren, sind in der Regel mit Fahrzeugen ausgestattet, die diese Fahrleistung nachhaltig abrufen können. Dies sind meistens Fahrzeuge der Mittel- oder Oberklasse.
Sie fahren entweder aus Freude am Fahren schnell oder müssen regelmässig z. B. beruflich längere Strecken fahren. Sie wollen Ihre Geschwindigkeit Ihrer aktuellen Situation oder Ihrem Bedarf anpassen. Hier werden die vorgebrachten Argumente, um eine generelle Geschwindigkeitsbeschränkung einzuführen, nicht Überzeugen.
Die
Unfallstatistik
zeigt, dass nur 7% der Unfälle mit Personenschäden und 12% der Unfälle mit Todesfolge auf deutschen Autobahnen passieren, hingegen 58% der Unfalltoten auf deutschen Landstrassen zu beklagen sind, auf denen in den meisten Fällen ein Tempolimit gilt. Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen, jeder Unfall mit Personenschaden ist einer zu viel, aber das Argument Unfallstatistik ist nicht wirklich überzeugend.
Energieverbrauch durch Geschwindigkeit: Der
Luftwiderstand
verdoppelt sich bei einer Geschwindigkeitsveränderung von 120 km/h auf 170 km/h, die notwendige Antriebsleistung für den Luftwiderstand steigt um mehr als
das 2,5-fache.
Dies gilt bei eMobilität wie beim Verbrenner.
Es stellt sich die Frage, ist es zielführender möglichst, viele Kraftfahrzeuge auf eMobilität umstellen oder Ihren Energiebedarf durch ein Tempolimit zu begrenzen.
Der
Energieverbrauch eines Elektrofahrzeuges
liegt z.B. bei 18 kWh pro 100 km, dies ist nichts ungewöhnliches und entspricht 2,1 Liter Benzin auf 100 km oder 1,8 Liter Diesel. Ein VW e-Golf ist mit 15,3 kWh pro 100 km angegeben und ein fast vergleichbarer Golf 1.5 TSI mit rund 96-100 kW Leistung liegt bei 4,8 Litern Benzin pro 100 km. Damit verbraucht der
Benziner fast 2,7-mal soviel wie der Stromer, wenn man den Energiebedarf umrechnet.
CO2 Emission:
Der
Liter Benzin
erzeugt 2,37 kg CO2 und eine
kWh Strom
wird in Deutschland im Jahr 2022 mit 311 Gramm CO2 Emission eingeschätzt. In der Gesamtbetrachtung würde der VW e-Golf also pro 100 km im Normverbrauch
41,8 % der CO2 Emission
eines VW Golf 1.5 TSI ausstossen. Nun ist davon auszugehen, dass der
CO2 Ausstoss der Stromerzeugung
in Deutschland weiter zurückgehen wird, wenn der Anteil der erneuerbaren Energien steigt, während der CO2 Ausstoss bei Benzin oder Diesel eher konstant bleiben wird.
Da bei höheren Geschwindigkeiten der Energiebedarf zwischen Stromer und Verbrenner ähnlich steigen wird, schreibt sich der Vorteil bei unterschiedlichen Geschwindigkeiten fort.
Der
deutsche Verkehrssektor
verursacht 165 Mio. Tonnen CO2 von den Gesamtemissionen von 810 Mio t. Das Tempolimit soll Einsparungen von 1,9 Mio. Tonnen CO2 (130 km/h) ergeben. 62% der Emissionen des Verkehrssektors entfallen auf den
PKW Bereich, d. h., wenn 10% der PKW auf eMobilität wechseln, werden geschätzt rund 5,94 Mio. Tonnen CO2 ohne eine Veränderung des Tempolimits eingespart.
Die These:
Der Ausbau der eMobilität um 10% bringt Faktor 3
eines Tempolimits an CO2 Einsparungen bei heutiger Stromproduktion. Sollte die erneuerbare Stromerzeugung Ihren Anteil ausbauen, so verbessert sich die Bilanz weiter.
Um eine höhere Dynamik
ins das Thema eMobilität
zu bringen, sollten die vermeintlichen Nachteile reduziert und eine positive Einstellung erzeugt werden. Dies gelingt nicht nur über die Themen Klima, Tempolimit
und wir müssen sparen, sondern auch über Spaß, den Elektromobilität mit Ihrer Leistung
erzeugen kann. Gerade wenn die Mittel- und Oberklassefahrer umsteigen sollen, dann ist zur positiven Einstellung zur eMobilität
ein Tempolimit hinderlich. Stattdessen sollte man den Umstieg ohne Einschränkungen in den Vordergrund stellen.
Wie ist dies zu erreichen?
eMobilität macht Spaß. Die Fahrdynamik eines e-Autos
ist deutlich höher als die eines vergleichbaren Verbrenners. Die Beschleunigung und das ruhige (leise) Fahren
sind beeindruckend. Das gute Gewissen
fährt jederzeit mit. Eine aktive Positionierung von eMobilität bei Mittel- und Oberklasse-Fahrzeughaltern mit den Faktoren Fahrspaß, entspanntes Fahren, gutes Gewissen und ohne Einbussen, würde die Migration zur eMobilität beschleunigen.
Was ist noch zu lösen?
- Reichweiten müssen deutlich steigen,
d. h. Fördergelder in die Forschung geben, um die Speicherleistungen und effiziente Motortechnologie zu verbessern.
- Gleichzeitig die Ladezeiten reduzieren, 15 Minuten auf 80% wäre ein Meilenstein in Kombination mit hoher Reichweite.
- Anzahl Ladepunkte mit hoher Ladeleistung
erhöhen.
Die Kombination der drei Punkte verringert die Ladestops und Ladezeiten, sodass die Unterschiede in der täglichen Nutzung zur Verbrennertechnologie so gering werden, dass eMobilität ähnlich komfortabel
wird.
eMobilität wird attraktiv und komfortabel. Dies gelingt mit Anreizen und Verbesserungen und spart am Ende deutlich mehr CO2 als ein Verbot oder eine Einschränkung. Ganz nebenbei mag der Eindruck richtig sein, dass eFahrer Ihre Batterien schonen und langsamer fahren, ganz freiwillig und Ihrer aktuellen Situation angepasst; sie können selbst entscheiden.
Ganz am Rande ist eMobilität günstiger: 4,8 Liter Benzin pro 100 km kosten rund 9,6€ während 15,3 kWh Strom rund 5€ entsprechen (Stand April 2022). Die steuerlichen Anreize sind gesetzt und die Wartungskosten sind niedriger. Die Restwertfrage (Gebrauchtwagenmarkt) der Elektrofahrzeuge sollte von der Industrie ebenfalls beantwortet werden, z.B. durch Reparaturpakete für Batterien oder längere Batteriegarantien.
Es wäre also möglich, einen vergleichbaren Komfort und Fahrspaß für die Hälfte der Kosten
zu erhalten und dabei den CO2 Ausstoss um das 3-fache
zu senken. Es lohnt sich, dies zu diskutieren.