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Fahrspass trotz Elektrofahrzeug

Dieter Weißhaar • September 1, 2021

Photo by Jake Blucker on Unsplash

Freude am Autofahren - der Umstieg auf das Elektroauto - ein Risiko?

Updates siehe unten im Artikel

Als unser Sport-SUV nach drei Jahren aus der Garantie lief, stellte sich die Frage, was nun? Der Sport-SUV braucht bei höheren Geschwindigkeiten gerne mehr als 15 Liter pro 100km. Also warum nicht den Versuch wagen, teilelektrisch zu fahren. Es ging ergebnisoffen zu vielen Autohäusern und die Suche zeigte in Richtung Hybridfahrzeug, aber hier war die Enttäuschung groß. Die Hybridfahrzeuge am Markt waren meist mit 50 km elektrischer Reichweite angegeben und leisteten nur 35 km. Nach dem Verbrauch der Batteriereichweite waren die Hybridfahrzeuge schwere Verbrenner mit meist mässigen Effizienzwerten von ebenfalls 15 Liter auf 100 km. Selbst die besseren Fahrzeuge mit 100 km Reichweite waren am Ende wenig effizient. Der entscheidende Punkt war jedoch, dass alle seriösen Verkäufer von einem Kauf eines Hybrid abrieten. Man sollte diese Fahrzeuge nur leasen, da in drei Jahren die Restwerte der alten kleinen Batterietechnologie gegen null gehen würden. Die aktuellen Rückläufer hätten in Deutschland keinen Markt mehr.

Also ging es in Richtung eines vollelektrischen Fahrzeuges. Hier waren zwei Themen für die Wahl ausschlaggebend, Reichweite und Leistung. Als beruflicher Vielfahrer wären sowohl eine geringe Reichweite als auch eine geringe Performance wenig motivierend. Nach zahlreichen Testfahrten haben wir uns für einen Audi etron GT entschieden, da es ein wunderschönes Auto mit sehr guter Performance und ausreichend Reichweite ist. Es war eher eine spontane Entscheidung, da ein Wagen kurzfristig verfügbar war. Nach der Auslieferung kamen die Erfahrungen im täglichen Betrieb. Ehrlich gesagt, waren wir nicht gut vorbereitet auf das Elektrofahren. 

Zuerst war da natürlich das Thema, dass noch keine Wallbox vorhanden war und die Erkenntnis reifte, dass das Laden an einer Steckdose ziemlich wertfrei ist, da eine Ladung um die 38 Stunden dauert. Kein Problem, in unserer Nachbarschaft ist eine Telekom Comfortcharge Säule mit 100 KW Leistung. Die ADAC Mobility+ App war geladen und die App aktiviert. Trotz Ausweis der Säule als Mobility+ ready ging nichts, die Autorisierung schlug fehl. Der Kundenservice war nur Montags - Freitags von 8-18 Uhr erreichbar, wir bekamen das Fahrzeug am Freitag nachmittag, um am Freitagabend zu laden. Zumindestens hat der ADAC EnBW Support rasch reagiert und uns eine physische Ladekarte zugesandt, die tut sofort. Bei Audi die etron Karte beantragen und schon hat es eine gute Abdeckung. Hier werden auf die ersten 12 Monaten die Grundgebühren erlassen. Das Thema Ladekarten ist eine Wissenschaft für sich.

Zweifel an den Versprechen zur Reichweite und Ladegeschwindigkeit waren natürlich angebracht, da der Normverbrauch von Verbrenner-Fahrzeugen kaum zu erreichen ist. Aber siehe da, der Audi lud an der HPC Säule mit 800V DC in 22 Minuten von 8% auf 80% auf und die Zuladung geht wirklich schnell. Kaffee geholt, eMails gecheckt und weiter geht's. Eine wirklich beeindruckende Erfahrung, die die ersten Zweifel an dem Spontankauf fast verschwinden lies. 

Die Reichweite war nach Abholung mit knapp über 300 km und nicht bei 488 km, wie angegeben, angezeigt worden. Als sportlicher Fahrer kommt man bei dynamischer Fahrweise auf der Autobahn schnell auf über 30 KW pro 100 km, aber selbst dann lag die Reichweite über 300 km, was beeindruckend war. Wenn man hingegen im Verkehr bei niedrigeren Geschwindigkeiten mitschwimmt, liegt der Verbrauch um die 20 KW pro 100km und die Reichweite steigt über 370 km an, mehr als 400 km sind sicher möglich. Beeindruckend ist die Rekuperation des Fahrzeuges. Auf längeren Gefällestrecken fällt der Durchschnittsverbrauch kontinuierlich KW um KW.

Zugegeben der Kofferraum des Audi etron GT ist nicht gerade ein Raumwunder, aber die Reise kann schon mit zwei bis drei Koffern angetreten werden. Der Audi schlägt natürlich zuerst mal die etron Charging Säulen zur Ladung vor und die anderen müssen manuell hinzugefügt werden; das geht besser. Die Bilanz bis heute bei 1000 gefahrenen Kilometern sind rund 130 Euro Stromkosten, dies ist halb so viel wie der Sport-SUV. Das sparsame Tanken kann noch optimiert werden und natürlich verdienen die Anbieter bei 0,79 Euro pro KW ordentlich, aber für eine gute schnelle Ladeerfahrung sind die HPC Säulen unverzichtbar und dies kostet mehr. 

Die Serviceerfahrung über das Netz kann bei Audi sicher optimiert werden und auch die myAudi App ist eher durchschnittlich statt Best in Class. 

In Summe war der Kauf bis hierhin ein voller Erfolg. Die Performance, der Fahrspaß und das ruhige Fahren ist eine Freude. Die Betriebskosten sind relativ niedrig und der regelmässige Stop zur Tasse Kaffee ist eine kleine Umstellung, aber sinnvoll. Schön ist auch, dass das Elektrofahrzeug morgens ohne großen Sound seinen Weg antritt.


Update 1 - September 2021: Mehr Erfahrungen - Rückrufaktion in die Werkstatt eine Woche nach der Auslieferung zu zwei Softwareupdates (u.a. Elektroantrieb). Leider meldet sowohl die myAudi App, als auch das Fahrzeug nach Abholung die Rückrufaktionen immer noch. Die Meldungen sollen in den nächsten Tagen verschwinden, dies wird über die Audi Zentrale gesteuert. Nach 5-10 Tagen war das Update eingespielt. Dies ist keine gute Benutzererfahrung.


Tolle Ladeerfahrungen auf der anderen Seite mit 250 kW an einer EnBW Säule in Ratingen. Die Ladung von 60 kW dauerte 19 Minuten bei 256 kW Spitze in Bad Camberg über Ionity.


Nach 2645 km mit ca. 45% Autobahnfahrten liegt der Verbrauch bei 28,96 kW/h. Die Stromkosten bei ausschliesslichem Laden an Schnellladesäulen belaufen sich auf 315 €, damit im Schnitt bei 41,1 ct pro kW oder 11,9 ct pro km. Der Sport SUV lag bei 22 ct bis 23 ct pro km an Benzinkosten. 


D.h., dass trotz umfangreicher schneller Autobahnfahrten und dem teueren Laden an den Schnellladesäulen eine Kostenersparnis im direkten Verbrauch von rund 48% zu verzeichnen ist. In den nächsten Tagen wird die Wallbox installiert und dann werden sich die Kosten nochmals reduzieren, da die Kosten pro kW sicher unter den bisherigen 41 ct liegen werden. Text


Update 2 - Oktober 2021: Nicht zu viel versprochen. Mittlerweile sind es mehr als 4.500 km an Fahrkilometer und beeindruckend war eine Autobahnfahrt von Amsterdam in Richtung Düsseldorf. Tagsüber gilt in den Niederlanden vielfach Tempo 100 km/h, dies war natürlich nicht der übliche Fahrspaß, aber eine sehr entspannte Fahrt mit Tempomat. Das Ergebnis waren 126 km in 1:28 h bei einem Verbrauch von 18,7 kWh pro 100 km.  Dies ist ein wenig besser als die 19,2 kWh pro 100 km nach NEFZ gemäß den Audi Angaben. Wenn man bedenkt, wie schwierig es ist, die Durchschnittsverbräuche beim Benziner zu erreichen, war dies eine wirklich positive Überraschung. Technisch lässt sich dies in 2,2 l pro 100 km umrechnen - chapeau.


Überhaupt ist die Zufriedenheit mit dem Audi etron GT hoch.


Man merkt aber nun, dass der Preis für Energie beim Strom deutlich teurer ist als bei Benzin pro kWh. So kosten die 100 km an der privaten Wallbox rund 5,80 €, während 2,2 l selbst bei einem Benzinpreis von 1,70 € nur 3,74 € pro 100 km ergäben. Natürlich wird kein 2,3 Tonnen Kfz mit Benzinmotor bei normaler Autobahnfahrt 2,2 l erreichen. Mein Sport SUV kam nie unter 10 l pro 100 km und benötigt somit mindestens 17 € für 100 km. Der teuere Strom macht also das Elektrofahren unattraktiver als es sein könnte.


Auch ich habe nach der Installation meiner Wallbox mit 11 kW pro Stunde meinen Durchschnittspreis für das Laden nochmals senken können - je nach dem, ob der Strom aus dem Netz kommt (31 ct pro kWh) oder aus der Photovoltaikanlage (18 ct pro kWh - Einspeisevergütung als Opportunitätskosten). Sobald erste Erfahrungen vorliegen, fasse ich die Kostenkalkulation nochmals zusammen. Meine Go-e leistet, was sie versprochen hat: sehr konstant einen Ladestrom von 11 kW pro Stunde. Die App von Go-e erlaubt das Herunterladen der Ladevorgänge per csv File von der Wallbox, dies ist gut und reicht aus.


Leider war Audi bei der Ladehistorie wenig hilfreich. Die Anregung neben den Fahrdaten auch die Ladehistorie in der myAudi App vom Fahrzeug zu laden, wurde mit dem Hinweis kommentiert, dass dies nicht möglich ist, was man kaum glauben mag. Audi sollte davon ausgehen, dass nicht alle Kunden nur Audi Produkte incl. Wallbox einsetzen werden und daher sollte man sich rasch öffnen, hier auch Drittsysteme zu unterstützen um den Nutzer mit dem Audi etron GT eine bessere Erfahrung zu bescheren. Wer das Thema der Wohnunsgseigentümergemeinschaft kennt, weiß, dass der Nutzer nicht immer seine eigene Wallboxentscheidung fällen kann. Zur Erhebung der Fahrtkosten für das Finanzamt, ist aber der Nachweis der Ladekosten für ein Fahrtenbuch notwendig.


Update 3 - Dezember 2021: Im Winter kostet es deutlich mehr. Nach 9.300 km in 4 Monaten liegt der Durchschnittsverbrauch bei 28,3 kWh pro 100 km, aber im Winter braucht der Audi etron deutlich mehr. Die Standklimatisierung kostet je nach Außentemperatur schon 10-20 km Reichweite pro Vorgang. Aufgrund einer höheren Ladung an der Wallbox liegen die Stromkosten pro km nun bei 11,4 ct pro km, wobei hier der Versorgerpreis der Wallbox zum Ansatz kam, da doch wenig durch Überschuss der Photovoltaikanlage geladen wird. Der Verbrauch der letzten 4 Wochen stieg auf 31,6 kWh pro 100 km. Bei Stadtfahrten und niedrigen Temperaturen kommt man schnell auf Werte um die 39 kWh pro 100 km. Im Schnitt entsteht der Eindruck, dass der Winter den Verbrauch um 15-20% steigert. Der Audi etron GT hat nach wie vor eine eher durchschnittliche Software, die einiges vermissen lässt und auch die Geschwindigkeit der Funktionalitäten lässt zu wünschen übrig.


Aber der Audi etron GT macht Spaß und ist ein wirklich gutes Auto im oberen Preissegment. Das Fahrerlebnis ist extrem beeindruckend und erstaunlicherweise wird man regelmässig auf das Auto angesprochen. Die Kommentare sind durchweg begeistert und voller Neugierde. Das Design gefällt und ist ein wirklicher großer Wurf von Audi.

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