Haltung zeigen hat viele Fassetten. Es geht um politische Haltung, für Themen einzutreten und nicht sein Fähnchen nach dem Wind zu drehen. Es geht um Nein sagen, wenn Dritte falsche Behauptungen aufstellen oder diffamieren. Es geht um die klare Zurückweisung von Diskrimierung. Aber warum ist dies so schwierig? Warum werden neue Ideen in der politischen Diskussion meist mit umgehender Empörung quittiert. Warum werden in den Zeiten von Social Media falsche Behauptungen oder Diskrimierungen bereits zum Reputationsschaden und warum lassen wir dies eigentlich zu?
In der Politik
sind die kommunikativen Reflexe
der Gegenseite zum Standard geworden. Ohne tiefere Prüfung der Sachargumente werden neue Ideen und Inhalte oft in Schubladen geschoben und damit vielfach diskreditiert. Teilweise werden ungeprüfte Tweets aus dem Zusammenhang gegriffen und die Empörung nimmt ihren Lauf ohne die Kenntnis des Gesamtzusammenhangs. Was tut die politische Klasse immer häufiger? Man positioniert sich nicht, sondern wartet bis Trends erkennbar sind und springt nur noch auf den fahrenden Zug auf. Dies schadet der Generierung neuer Ideen und Lösungsansätze, man folgt dem Mainstream und reduziert das Risiko sich zu exponieren. Wer Haltung zeigen will, muss sich exponieren.
Gleiches gilt auch im Corporate Life, so versuchen aggressive Führungskräfte, Investoren und Ihre Vertreter mit reputationsschädigenden Kampagnen Ihre Ziele zu verfolgen und andere Führungskräfte zu diskreditieren oder in die Defensive zu drängen. Meist kann die Führungskraft oder das Unternehmen sich kaum verteidigen, wenn man keine Betriebsgeheimnisse offenlegen oder negative Effekte für das Unternehmen und die Person in Kauf nehmen will. Oft haben diese Kampagnen Erfolg, da sich Entscheidungsträger frühzeitig aus einer solchen Situation zurückziehen um einen persönlichen Reputationsschaden abzuwenden. Selten sehen wir Fälle, wo der Adressat solcher Kampagnen über eine aktive Kommunikation, Pressearbeit oder den gerichtlichen Weg Klarstellung erzeugt.
Interessanterweise rechnen die Kampagnenverursacher nicht mit einer sehr aktiven Gegenreaktion und sind überrascht, wenn die Blase platzt und die unrichtigen Behauptungen widerlegt sind. Der Schaden ist dann aber bereit entstanden und die Verursacher ziehen Ihres Weges.
Im kleineren Format sehen wir dies auch in Unternehmen, wo schnell Argumente im Hintergrund zu Führungskräften gestreut werden, 'der hat ein Problem mit Frauen in Führungspositionen' oder 'sie ist nicht kompromissfähig' um die Ziele Einzelner zu erreichen. Natürlich vernichtet eine solche Kultur Vertrauen und erzeugt schlechte Performance.
Warum lassen wir dies zu?
Haltung zeigen
hat viel mit einem klaren Wertesystem
zu tun und auch mit der Erkenntnis, dass man unterschiedlicher Auffassung sein darf und die besten Sachargumente gewinnen sollten. Haltung hat aber auch mit roten Linien zu tun, die man nicht überschreiten darf und diese Leitplanken,
die das Wertesystem vorgibt, sind eben nicht kompromissfähig. Eine klare Haltung gegen Diskriminierung, Hetze, aber auch falsche Informationen und Diskreditierung sind wichtig. Wichtig ist aber auch die klare Ansprache solcher Vorgänge und ein entschiedenes Vorgehen, sonst leidet unsere Kultur und Vertrauen geht verloren. Dies gilt im Unternehmen, wie in der Politik. Wir sollten wieder zu dem Wettstreit der besten Sachargumente zurückkehren und nicht die Wahrheit auf 155 Zeichen oder den Flurfunk reduzieren.
Wir sollten Menschen unterstützen und die Inhalte prüfen, wenn offensichtliche Kampagnen Platz greifen. Erst dann wird Haltung auch wieder gezeigt, öffentlich und wertgeschätzt, damit ziehen auch wieder Vertrauen und neue Ideen ein.