Investieren in den Job und dann kommt die Entlohnung mit der Zeit? Viele junge Leute wollen genau das nicht mehr, siehe hierzu den Artikel im
Spiegel von Janne Knödler und Timm Seckel. Unendliche Überstunden, die irgendwann in eine Gehaltserhöhung münden, dann kommt die Beförderung, die noch mehr an Arbeitsleistung verlangt. Dies ist
das Bild, welches viele junge Leute, aber auch einige Unternehmen mit der Führungslaufbahn verbinden.
In der Tat, zu meiner Zeit, als ich zwischen Fach- und Führungslaufbahn entscheiden musste, wurde die Karriere und der Erfolg so definiert: Du hängst dich richtig rein, bist immer verfügbar und gehst die Extrameile. Die Arbeitswochen können gerne oberhalb der 60 Stunden liegen, im Urlaub ist eine Telko kein Problem und dann kamen die Ergebnisse der Führungslaufbahn
- die höhere Gehaltsklasse, der Handlungsbevollmächtigte, der Direktor, das eigene und größere Büro, das Sekretariat und natürlich der Firmenwagen in der richtigen Klasse.
Kleiner Exkurs:
Eigentlich gehören die deutschen Firmenwagenpolicies abgeschafft: Erstens macht man es niemandem recht; sie sind Zeichen des Statusdenkens und zweitens gibt es heute so viele Mobilitätskonzepte, die jeder Mitarbeiter für sich und seine Lebenssituation entscheiden können sollte; ein Budget würde völlig ausreichen.
Vieles davon war nett, aber war dies wirklich die Motivation um Führungskraft zu werden?
Gestern wie heute müssen m. E. ein paar Rahmenbedingungen stimmen, dazu gehört die Bezahlung, eine gute Arbeitsumgebung die motiviert, die Inhalte der Aufgabe; die Basics
halt. Die Basics mögen heute anders definiert sein als damals, da hoffentlich keiner mehr nach den Fensterachsen seines Büros schauen würde und welche Klasse der Dienstwagen hat. Aber all dies sind nicht die Faktoren die Führung attraktiv machen.
Es sollte auch nicht die Macht sein, die man in einer Führungsposition ausüben kann. Es geht vielmehr um die Möglichkeit zu gestalten
und Wert zu erzeugen.
Eine Führungsposition sollte die Möglichkeit bieten, die Dinge in die Hand zu nehmen, die man sich vorher anders gewünscht hat - Gestaltung eben. Ein tolles Team aufzubauen und Dinge erfolgreich gemeinsam entwickeln. Wenn die Inhalte und die Kultur stimmen, entfaltet dies eine großartige Motivation.
Natürlich steigt mit größerer Verantwortung
auch die zunehmende Möglichkeit der Gestaltung
der Inhalte. Diese Möglichkeit kommt nicht ohne Preis. Verantwortung für ein Unternehmen zu übernehmen, erhöht auch die Risiken und man muss diese Verantwortung tragen wollen. Es kann zu interner oder öffentlicher Kritik kommen und auch eben diese Exponierung
gehört dazu. Die Erklärung der eigenen Handlungen - die Kommunikation
- bekommt ein stärkeres Gewicht.
Wenn junge Leute heute also nicht der alten Muster wegen in die Führungslaufbahn gehen wollen, dann ist dies verständlich, da die Work-Life-Balance
in den alten Modellen nicht ausgewogen war und die Belohnungssysteme heute nicht mehr zeitgemäss sind.
Ich glaube aber, dass junge Talente sehr wohl über die Inhalte
und den Gestaltungswillen
für Führungsaufgaben zu begeistern sind. Hier muss nicht auf die Quantität der Führungsarbeit, sondern auf die Qualität abgestellt werden. Ein aktives Coaching hilft, dass sich eine junge Führungskraft nicht alles mit viel Schweiß, Tränen und vor allem Zeit selbst erarbeiten muss, und somit das Thema des New Way of Working sowie ein moderner Kulturansatz Einzug halten können. Trotzdem sollte die junge Führungskraft lernen, dass Verantwortung schwer wiegen kann und der Mensch in höheren Positionen sich exponiert; dies mag nicht jedem zusagen, es gehört aber dazu. Kommunikation vor dem Team, für das Team und anderen Stakeholdern ist nicht abwählbar. Resilienz
gehört zur Verantwortung dazu.
Wenn Unternehmen die richtigen Wege gehen, die Führungskräfte von morgen zu entwickeln,
dann werden sich auch hier Talente finden, die in modernen Unternehmenskulturen Verantwortung übernehmen möchten, welche sich an Inhalten und Gestaltungswillen orientieren.