eMobilität auf der
Kurzstrecke
oder im Stadtverkehr ist
unkompliziert.
eMobilität ist günstiger und komfortabel. Geladen wird nachts an der Wallbox. Auf der Langstrecke entscheidet sich, ob eMobilität durchsetzungsfähig ist. Zu viele und lange Ladestops führen zu geringer Akzeptanz.
Mit dem Testfahrzeug - einem Audi etron GT
- sind wir in der Klasse der schnellstladenden Fahrzeuge am Markt unterwegs. Ein 800 V System mit echten 22 Minuten von 10 auf 80% Ladezustand sind erreichbar. Aber wie ist der Realitätscheck
ausgefallen?
Teilstrecke 1: Essen - München
bei sommerlichen Temperaturen: 623 km, 7:13h, Verbrauch 27,2 kWh pro 100 km
Die Durchschnittsgeschwindigkeit mit Laden lad bei 86,5 km pro Stunde. Angesichts der Verkehrslage ein guter Wert. Erster vom Navi empfohlener Ladestop nach 190 km in Bad Camberg West an der A3, die Säule liefert bei Ionity nur 150 kW statt der möglichen 300 kW. 37 kWh werden in 17 Minuten
geladen auf 71%. An der Belegung der Säulen lag es nicht, da ein Promotion Team von Hyundai zwei von vier Säulen komplett für Fotoaufnahmen ohne zu Laden für einem Fussballclub blockierte.
Nächster Stop wird in Dettelbach empfohlen nach 153 km bei Aral
mit 258 kW bei 10%. Bei 60% Ladezustand liegen immer noch 178 kW an. Nach 19 Minuten
sind erstaunliche 80% (+60kWh) Ladezustand bei immer noch 86 kW erreicht - absoluter Spitzenwert.
Nach weiteren 158 km wird der nächste Stop empfohlen. Die Ladesäule in Kinding (Fastend) liefert bei 27% 240 kW. Nach 18 Minuten
sind 40 kWh geladen und der Ladestand liegt bei 71%.
Wir erreichen die Münchener City mit 125 km Restreichweite oder rund 40% Ladezustand. Die 7:13h Reisezeit teilt sich in drei Stops
mit 0:54h Ladezeit und 6:19h Fahrtzeit auf.
Teilstrecke 2: München - Ahrntal,
285 km, 5:01h, Verbrauch 21,3 kWh pro 100 km, zähfliessender Verkehr und Stau in und um München rund um die European Championships drücken den Verbrauch und die Stimmung.
Erster Ladestop bei Brunnthal
an der A8 nach 35 km bei 32%, da das Hotel und Parkhaus in der Münchener Innenstadt keinen Ladepunkt hatte. Ladung: 22 Minuten für 44kWh auf 63%.
Nächster Stop am Brenner
in einem Outlet Store, Ladesäulen im Parkhaus von Ionity, die leider nur 148kW leisten. 13 Minuten Ladezeit bringen 23,5 kWh.
Ankunft im Ahrntal, geladen wird im Hotel mit 11 kWh, Durchschnittsverbrauch 21,3 kWh pro 100 km bei 57 km/h. 5:01h Fahrt, davon 35 Minuten Ladezeit. Die niedrige Geschwindigkeit lässt den Verbrauch auf Herstellerangabe sinken. Es zeigt sich, dass das eAuto mit den guten Beschleunigungswerten ein exzellentes Fahrzeug für Alpenstrassen ist.
Das erste Fazit
lautet nach rund 910 gefahrenen Kilometern, 12:15h Gesamtfahrtzeit, davon 1:30h Laden: Der Verbrauch lag bei 25,3 kWh pro 100 km. Geladen wird in der Realität alle 150km im Schnitt 18 Minuten. Es gab immer eine freie Ladesäule und keine Wartezeiten. Die Ladeleistungen der Ladesäulen erreichen meistens nicht das angeben Niveau. Im Durchschnitt werden 63% der maximalen Ladeleistungen erreicht, dies verlängert die Ladedauer. Die Kosten lagen bei 0,501 € pro kWh.
Teilstrecke 3: Die Rückfahrt
im Kurzformat, 935 km in 12:01h mit einem Durchschnittsverbrauch von 24,2 kWh pro 100 km. Das Navi führte uns an einem verkehrsreichen Ferientag über den Fernpass, dies ergab 78 km/h im Schnitt.
Ladestopps: voll gestartet
Dietmannsried, 43,7 kWh in 21 Minuten nach erstaunlichen 317 km,
Steinsfeld: 43,9 kWh in 19 Minuten mit 234 kWh,
Goldbach: 47,8 kWh in 21 Minuten mit 196 kWh,
Montbaur: 48,5 kWh in 23 Minuten mit 196 kWh geladen.
Ankunft in Essen mit 24%.
Gesamtsicht:
1865 km, Ladung alle 169 km
im Schnitt, Verbrauch im Langstreckenmix bei 24,7 kWh pro 100 km
bei gut 80 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit. Die durchschnittliche Ladezeit
lag bei 19 Minuten
pro Stop; 24:16h Fahrtzeit davon 2:54h Ladezeiten also gut 12,5% der Gesamtzeit.
Es gab eine gute Verfügbarkeit an Ladesäulen über die gesamte Strecke und keine Wartezeiten. Lediglich auf der neuen Autobahn 3 um Würzburg muss man gut planen, da HPC Säulen rar sind. Die kWh kostete im August 2022 an den HPC Säulen 0,501 € (Mix aus ADAC und Audi Ladekarte). In Italien am Brenner lag der günstigste Ionity Preis bei 0,31 € pro kWh. Der Durchschnitt über die fallende Ladekurve liegt bei rund 2,2 kWh Ladung pro Minute.
Als Gesamtfazit
kann festgehalten werden, dass Langstreckenfahrten mit dem 800V
Audi kein Problem sind. Aufladen nach 1,5h Fahrt
kann auf Dauer als zu oft und störend empfunden werden. Mit dem Benziner wäre es sicher bei 5-6 Tankstops statt gut 10 Ladestops geblieben, die deutlich schneller ablaufen und die Gesamtzeit könnte sich um 1,5-2 h reduzieren. Die reinen Ladekosten lagen bei rund 0,124 € pro km (47% des Benziners). Beim Benziner in einem vergleichbaren Fahrzeug lägen die Kosten bei rund 0,264 € pro km.
Nicht jedes eFahrzeug lädt in 22 Minuten auf 80%, daher können sich die Werte je nach Fahrzeug deutlich verschieben und die Gesamtzeit erhöhen, wenn die Ladegeschwindigkeit
des Fahrzeuges schlechter liegt.